Weihnachtsfreuden für Kinder in Rumänien
Von Katarina Lange
Michael Krätzig traut seinen Augen kaum. "Das ist ja Wahnsinn", sagt der Pirnaer, als er den Altar der Katholischen Kirche St. Kunigunde erblickt.
Hüfthoch stapeln sich hier dutzende Geschenke, liebevoll verpackt, mit Plüschtieren und Süßigkeiten verziert. Die Kinder in Rumänien werden Augen machen, freut sich Michael Krätzig, der die Geschenkeaktion zusammen mit dem Verein "Europas Kinder" ins Leben gerufen hat. Der Pirnaer transportiert die vielen gesammelten Gaben am Montag persönlich nach Siebenbürgen in Rumänien.
Ziel ist das kleine, etwa 1400 Kilometer entfernte Dorf Dacia.
Hier will Krätzig als Weihnachtsmann verkleidet die ärmsten Kinder am Heiligabend mit den Präsenten überraschen. "Unter welchen Bedingungen die Familien dort leben müssen, kann man sich kaum vorstellen", erklärt Krätzig. Warmes Wasser aus der Leitung sei in Rumänien er wahrer Luxus. Vor allem auf dem Land seien die Lebensumstände fast nicht zumutbar. Durch die extrem gestiegenen Lebensmittelpreise müssen zudem viele Kinder hungern. "Einige Produkte sind mittlerweile teurer als bei uns", sagt der Pirnaer, der sehr dankbar für die große Resonanz ist.
Seit Anfang Dezember wurden die Pakete in der Katholischen Kirche St. Kunigunde in Pirna gesammelt. Nicht nur Christen beteiligten sich daran. Auch viele Kindergärten und Schulen gaben hier ihre bestückten Kartons ab. Am Donnerstag überraschte die Klasse 5b der Pirnaer Pestalozzi-Mittelschule Michael Krätzig mit 45 Geschenken. "Das große Engagement der Eltern und Kinder war erstaunlich und wohltuend", sagt Schulleiterin Irina Lang. Die Schule wolle damit nicht nur anderen eine Freude machen, sondern auch sich selbst, weil man sich als gute Gemeinschaft erlebt habe.
SZ-Mitarbeiter sammeln mit
Auch die Redakteure der Pirnaer SZ-Lokalredaktion beteiligten sich an den Weihnachtsüberraschungen für rumänische Kinder. Neben zehn vollgepackten Kartons tritt am Montag auch ein großer Sack gesammelter Plüschtiere die lange Reise nach Siebenbürgen an. Schon im vergangenen Jahr organisierte Michael Krätzig den Geschenketransport nach Dacia. Damals kamen etwa 160 Präsente zusammen. "Gestern waren es schon 330 Stück. Eine wahnsinnige Zahl, die bis zum morgigen Gottesdienst sicher noch etwas anwächst", sagt der Pirnaer. Seit vielen Jahren pflegt er enge Kontakte über den Verein "Europas Kinder" nach Siebenbürgen. Unterstützt wird er vor Ort von Karl Hellwig, einem Siebenbürgener Sachsen, der sich um die Ärmsten in Rumänien bemüht.
Zusammen mit ihm wird Michael Krätzig die Geschenke gezielt verteilen: in kinderreichen Familien, Krankenhäusern und Kinderheimen. Dass die Geschenke auch wirklich dort ankommen, wo sie gebraucht werden, sei den Spendern wichtig. "Eine Familie hat zum Beispiel sechs Kinder, von denen vier taubstumm sind. Ihnen muss ich unbedingt Präsente vorbeibringen", sagt Krätzig. Seit Donnerstag sind noch zwei weitere Transporte nach Rumänien unterwegs. Neben aussortierten Rollstühlen sind auch Decken der Bundeswehr, orthopädische Hilfsgeräte und Möbel mit an Bord. "Die lachenden Kinderaugen sind am Ende unser größter Dank."